Eine Vielfalt an Gewässern

Wenn man in Mecklenburg-Vorpommern auf Karpfen angeln möchte, sollte man sich unbedingt mit den Gewässern und deren Eigenschaften auseinandersetzen. Einfach mit dem Standardansatz mit dem Angeln zu beginnen, kann funktionieren, wird allerdings nicht sehr häufig zu nachhaltigem Erfolg führen.

Anders als in vielen anderen Regionen in Deutschland und Europa handelt es sich in Mecklenburg-Vorpommern fast ausschließlich um Naturgewässer. Nahezu alle Gewässer wurden im Laufe ihres Bestehens mit Karpfen besetzt, viele auch heute noch regelmäßig. Wir möchten an dieser Stelle beschreiben, wie und wo man erfolgreich in Mecklenburg-Vorpommern einen Karpfen fangen kann.

Versteckt am Natursee
Versteckt am Natursee

Stehende Gewässer

Ganz vereinzelt findet man in Mecklenburg-Vorpommern den Gewässertyp, auf den sich üblicherweise die Beschreibungen von Vorgehensweise und Futtertaktik in Literatur und Videos beziehen: Kies- und Baggerseen. Diese Kiesseen sind je nach Abbauart entweder strukturreich oder, was in Mecklenburg-Vorpommern häufig ist, von eher monotoner Struktur. Sie sind überwiegend für den (Autobahn-)bau entstanden. Abgebaut wurde oft steiniger Sand mit einer geringen Körnung. Verstärkt zu finden sind diese oft nur wenige Hektar großen Kies- und Baggerseen entlang der Autobahnen A 20 und A 24. Einige Kiesseen sind bereits viele Jahrzehnte alt, andere nur wenige Jahre. Kiesseen, an denen aktiv abgebaut wird und an denen bereits geangelt werden darf, gibt es hingegen höchstselten. Kiesseen besitzen einen durchweg festen Gewässeruntergrund, eine geringe Gewässertrübung, feste Uferplätze und sind daher auch als Badegewässer beliebt.

Deutlich älter, aber in Mecklenburg-Vorpommern ebenfalls eher selten vorhanden, sind Torfstiche. Dieser Gewässertyp tritt entlang von Wasserstraßen wie Warnow, Elde oder Peene oder in der Nähe von Städten auf. Torf wurde vorwiegend als Brennstoff abgebaut. Dieser Gewässertyp fällt häufig durch eine rechteckige Uferstruktur auf und ist meist monoton flach und häufig verlandet. Die Ufer sind vorwiegend sumpfig und der Gewässeruntergrund sehr weich. Gerade in Bereich von Flussläufen sind Torfstiche durch einen dichten Uferbewuchs gar nicht vom Ufer zugänglich oder wegen Naturschutzauflagen nicht beangelbar.

Stauseen oder Regenrückhaltebecken gibt es in Mecklenburg-Vorpommern wegen der Topographie des Landes so gut wie gar nicht: Es gibt etwa fünf Stauseen, die überwiegend aus landwirtschaftlichen Gründen entstanden sind. Sie sind bereits mehrere Jahrzehnte alt, zwischen 15 und 60 Hektar groß und selten tiefer als zwei Meter.

Naturseen sind hingegen sehr viel häufiger in Mecklenburg-Vorpommern vertreten. Diese über 2.000 Seen sind bis zu 11.000 Hektar groß (Müritz) und bis zu 72 Meter tief (Schaalsee). Diese natürlichen Gewässer sind bereits vor über 10.000 Jahre durch mechanische Geländeeinschnitte der Eiszeit entstanden. Naturseen sind regional in Mecklenburg-Vorpommern sehr unterschiedlich verteilt: Im Südwesten von Mecklenburg sind Naturgewässer eher selten, in Regionen der Mecklenburgischen Seenplatte verliert man hingegen wegen der vielen Seen schnell den Überblick. Viele der Naturseen sind natürlich oder durch künstliche, kurze Kanäle miteinander verbunden. Naturseen sind der Standardfall in der Angelei auf Karpfen in Mecklenburg-Vorpommern. Wie man sich zügig einen Überblick über die verschiedenen Gewässer verschaffen kann, sich ein passendes Gewässer heraussucht und wie man erfolgreichen einen Karpfen fängt, werden wir an anderer Stelle erörtern.

Spinnangler sind auf den Binnenmeeren allgegenwärtig
Spinnangler sind auf den Binnenmeeren allgegenwärtig

Zu den Naturgewässern gehören auch die natürlichen Teiche, die oft nur wenige hundert Quadratmeter groß sind. Fische und auch Karpfen gibt es hier teilweise in beachtlichen Größen. Teiche sind oft ein Sammelbecken von Oberflächenwasser und selten tiefer als ein Meter. Das macht Teiche jedoch zunehmend für ein Austrocknen im Sommer anfällig.

Fließende Gewässer

Mecklenburg-Vorpommern liegt im Südwesten des Landes, in den Regionen Dömitz und Boizenburg an der Elbe. Durch das Sperrwerk in Geesthacht ist die Elbe hier gezeitenunabhängig. Die Elbe ist hier bereits knapp 200 Meter breit, meist zwei bis vier Meter tief und die Ufer gegen die Strömungserosion mit Steinbuhnen gesichert. Die Ufer sind häufig mit Schilf bewachsen, Bäume und Sträucher sind wegen des Hochwasserschutzes eher selten.

Strömungsdruck in der Schnur hat man nur an der Elbe

Das typische Fließgewässer in Mecklenburg-Vorpommern besitzt allerdings keine oder nur eine sehr geringe Strömung. Ein durch Strömung ausgespültes Flussbett und ein mäandrierender Flussverlauf sind also kaum vorhanden. Das Flussbett ist häufig eben und sogar schlammig. Nur ganz wenige Flüsse besitzen die Wasserqualität und Fließgeschwindigkeit, um sich als Salmonidengewässer zu etablieren. Flüsse sind in Mecklenburg-Vorpommern häufig naturbelassen und nährstoffreich. Die Ufer sind meist schlecht zugänglich und sumpfig. Sofern die Flüsse eine wirtschaftliche Bedeutung für Landwirtschaft oder Warentransport besaßen, wurden sie in ihrem Verlauf begradigt.

Die Müritz-Elde-Wasserstraße ist der längste Kanal in Mecklenburg-Vorpommern und vollzieht den Verlauf des Flusses Elde geographisch nach. Die Müritz-Elde-Wasserstraße ist ein künstlicher Kanal, der meist nur 30 bis 40 Meter breit, mit Schleusen in verschiedene Bereiche unterteilt ist und meist um zwei Meter tief ist. Die Kanäle verbinden die großen Seen oder binden Städte an die Küste oder die Elbe an. Die Kanäle sind oft im 19. Jahrhundert durch den Ausbau von Flüssen für den Warentransport entstanden. Heute haben die Kanäle keine wirtschaftliche Bedeutung mehr und werden während der Sommermonate für die Wassersporttourismus genutzt. Die Kanäle sind teilweise mit Dammstrecken oder mit Geländeeinschnitten ausgebaut. Durch den Ausbau der Flüsse sind einzelne, abgehängte Altarme entlang der Kanäle entstanden. Strömung kann in den Kanälen allenfalls auftreten, wenn extrem viel Regen gefallen ist und Wasser abgeleitet wird. Häufiger ist aber Wasserbewegung durch Sportboote.

Bis auf die Elbe fristen die fließenden Gewässer in Mecklenburg-Vorpommern eher ein Schattendasein für das Karpfenangeln.

Was gibt es sonst noch?

Naja, der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch Küstengewässer wie die Bodden zu den Gewässern in Mecklenburg-Vorpommern zählen. Viele Bereiche dieser flachen, aber riesigen Küstenrandgewässer haben über lange Zeit des Jahres einen kaum nachweisbaren Salzgehalt. Hier kommen Süßwasserfische in Massen und in stattlichen Größen vor. Karpfen wurden in früheren Jahrzehnten besetzt. Ob es erfolgreich ist, an Küstengewässern auf Karpfen zu angeln? Ansichtssache.

Dies soll an dieser Stelle ein Überblick sein, welche Vielfalt an Gewässern beim Karpfenangeln in Mecklenburg-Vorpommern möglich ist.

Informationen zu den Angelberechtigung findest du hier. Informationsquellen zu den Gewässern findest du hier.

(Stand: 26.07.2020)

Wunderschöner Sonnenaufgang am Natursee: In Mecklenburg-Vorpommern normal