Einfach mal reden…

Wir Karpfenangler finden in den Verbandsgewässern Mecklenburg-Vorpommern ausgesprochen gute Bedingungen vor. Herrliche Natur, die Gewässer sind gut besetzt, wir dürfen mit drei Ruten fischen – auch über Nacht, es gibt keine starren Futterbegrenzungen und prinzipiell ist auch das Ablegen der Montagen mit dem Boot erlaubt. Alles in bester Ordnung – sollte man meinen.


Leider führt das Letztgenannte gelegentlich immer noch zu Konflikten. Dann etwa, wenn beispielsweise Spinnangler versehentlich die weit ausgelegten Schnüre mancher Karpfenangler einsammeln. Kommt halt vor und ist ja auch nicht weiter tragisch. Warum auch? Dass manche Kollegen dabei gleich das Kriegsbeil ausgraben wollen, kann ich nicht verstehen. Zunächst treffen hier zwei Angler aufeinander, die völlig unterschiedliche Fischarten befischen und nicht einmal in einer Art Konkurrenzkampf um ihren Fang stehen. Dass dabei ein Spinnangler kaum erahnen kann, wo unsere drei Karpfenmontagen verteilt liegen, sollte uns allen klar sein – erst recht, wenn das weit außerhalb der Wurfentfernung ist. Für den Spinnangler sollte die Situation ohnehin kein Problem sein. Er löst seine Haken und fischt dann einfach weiter. Macht er bei Kraut am Haken ja auch. Wo ist also das Problem?


Ist es so schwer hier vernünftig und rücksichtsvoll miteinander umzugehen? Die Gewässerordnung des LAV trifft hier in Ziffer 2.4. eine sehr sinnvolle Regelung: „Ein Angler kann den Platz in Richtung Wasserfläche beanspruchen, welchen er durch Werfen mit dem Angelgerät entsprechend der gewählten Fangmethode erreichen kann.“ Soll heißen: Ablegen können wir unsere Montagen prinzipiell überall im Gewässer, den Platz gegenüber anderen aber nur beanspruchen, soweit wir geradezu werfen können. Außerhalb der Wurfweite haben wir dann das Feld zu räumen, wenn andere Angler hinzukommen und dort angeln möchten. Umgekehrt können wir theoretisch in freundlichem Ton verlangen, dass ein anderer Angler sich von unseren auf Wurfentfernung abgelegten Montagen fernhält.


Persönlich kann ich sagen, dass ich in über 30 Jahren Karpfenangelns noch nie die eingangs erwähnten Konflikte hatte – weder innerhalb noch außerhalb meiner Wurfentfernung. Entweder nehme ich die Ruten aus dem Wasser, wenn sich bei größeren Entfernungen ein Spinnanger meinen Montagen nähert oder ich beginne mit meinem Spinnangler-Kollegen einen netten Smalltalk, in dem ich ihn über meine ausgelegten Montagen informiere und ihn Frage, ob das für ihn in Ordnung ist, wenn ich sie dort liegen lasse. Noch nie hat einer darauf bestanden, dass ich meine weit ausgelegten Montagen einhole und noch nie habe ich einen Spinnangler aufgefordert, sich aus meinem Wurfradius zu entfernen. Schließlich stört man sich eigentlich ja nicht und mit etwas Rücksicht kann dann jeder tun, was für seinen Erfolg sinnvoll erscheint. Tatsächlich sprangen bei derartigen Gesprächen sogar viele nützliche Informationen für mich heraus.


Und ganz ehrlich, manchmal verhilft man dem Angelerfolg auf die Sprünge, wenn der Angelplatz tagsüber etwas Ruhe bekommt. Bei einigen bekannten Karpfenspezis des Landes lehnen die Karpfenruten daher tagsüber bewusst eingeholt an der nächsten Erle. Die Fangzeit von Karpfen ist ohnehin oft nachts. Miteinander ist immer besser als gegeneinander. Und unter dem Strich sitzen wir alle sowieso im gleichen Boot. Wir haben das gleiche Hobby und sollten dafür kämpfen, dass es jede und jeder mit einem Maximum an Freiheiten betreiben kann. Das sollten sich alle immer wieder vergegenwärtigen. Redet miteinander, geht fair miteinander um und denkt euch auch mal in die jeweils andere Seite hinein. Dann werdet Ihr feststellen, dass eigentlich alles kein Problem ist.